Charaktere und ihre Abenteuer
Tashamara


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In der Ruhe nach der Schlacht...

Rutger war nicht mehr zu helfen und es kehrte eine bedrückte, aber dennoch entspannte Ruhe ein. Aber außer der Zeit zum ausruhen kamen auch ein paar Gedanken, die irgendwie schon länger in ihr bohrten, aber nie so richtig hervor wollten. Dieses Land war verflucht und es vergiftete den Geist. Hier in der Abgeschiedenheit von Janas Astralhaus, konnte Tasha zum ersten Mal nach langer Zeit wieder einen halbwegs klaren Gedanken fassen.

Das konnte es nicht sein, was ihr Vater ihr hatte beibringen wollen. Sie hatte die Fähigkeiten und die Ausrüstung, furchtbare Gemetzel anzurichten, aber das konnte doch nicht das Ziel der jahrelangen Übung sein.

Dieses dauernde Kämpfen, Töten und, ja im Grunde war es ein Schlachten.

Erst ein Wesen hatte sie gefunden, das ihr gewachsen gewesen war, und das hatte sie mit seinem giftigen Atem bezwungen. Sie könnte wohl als große Kämpferin in die Geschichte eingehen. Doch waren ihre Fertigkeiten kaum mit denen ihres Vaters vergleichbar. Oh, technisch gab es wohl kaum etwas, das er ihr nicht gezeigt hätte. Dennoch hatte ihn etwas umgeben, daß ihn (in ihren Augen) nahezu unbesiegbar hatte werden lassen. Es war doch nicht möglich, daß er ihr diese Lektion vorenthalten hatte. Sie konnte wohl stolz auf sich sein, aber zufrieden war sie nicht. Letztendlich bot ihr all die Kampfkunst auch keine Möglichkeiten, den Verlust nahestehender Xertebani immer zu verhindern. Ihr Schwert konnte Kassi nicht retten. Und auch Rutger konnte sie nicht mehr helfen.

Gegen die Trauer war die Klinge erst recht machtlos gewesen.

Ihr Vater hatte den Eindruck erweckt, die Schwertkunst sei der Schlüssel zu allem. Sie mußte diesen Weg finden. Sicher hatte ihr Vater ihr die Richtung gezeigt. Sie mußte sich zurückbesinnen auf das, was er ihr beigebracht hatte.

Sie setzte sich zurecht und begann mit einer Meditationsübung, um sich genau erinnern zu können. Eine lange Zeit ließ sie die Erinnerungen vorbeiziehen. Erinnerungen an endlose Tage des Trainings, an entspannte Abende, an die Lehren, die er versucht hatte, ihr zu vermitteln, wenn sie die Kunst in seinen Augen mißbraucht hatte.

Waren all diese Kämpfe überhaupt notwendig? Tasha fiel auf, daß sie sich manchmal nur von ihrer Schwester hatte leiten lassen oder sich der Situation überlassen hatte. Sie mußte in Zukunft kritischer überlegen, auf was sie sich einließ.

Was hatte sie in den letzten Monaten überhaupt gemacht? Sie hatte kaum überlegt, was sie tat und sie hatte ihre Übungen, die früher praktisch den ganzen Tag bestimmt hatten, völlig vernachlässigt. Daher auch dieses Mißgeschick mit der Waffe. Auch das würde sie ändern müssen.

Und um sofort einen Anfang zu machen und ihrer Disziplinlosigkeit der letzten Zeit nicht weiter Vorschub zu leisten, stand sie sogleich auf und übte ihre erste Mahao. Und mit Erschrecken stellte sie fest, wie nötig das war. Es würde lange dauern, ihren früheren Stand wieder zu erreichen. Kampf war eine Sache, aber Kunst war das, was sie in letzter Zeit praktizierte, wohl nicht mehr so recht. Ihr Vater hatte darauf sehr großen Wert gelegt. Er wäre sicher nicht sehr begeistert, wenn er sie jetzt sähe!

Am besten machte sie gleich weiter.


top   11.03.1998 by Zuul